laufende Projekte
Promotionen
Julia Wanner (Deutsche Sprachwissenschaft, Uni Augburg)
Eine qualitative und quantitative Analyse englischer Entlehnungen in deutschen Pressetexten von 1946-2016 (AT)
Gesellschaftliche, technische, wirtschaftliche und politische Gegebenheiten beeinflussen die Entwicklung von Anglizismen im Deutschen. Der Brexit und die Präsidentschaft Trumps könnten also beispielsweise den Gebrauch von Anglizismen in deutschen Texten der Zukunft verändern. Davon sind die Qualität und möglicherweise auch die Quantität des englischen Lehnguts betroffen.
Mit Hilfe einer umfangreichen diachronen Erhebung entsteht ein Korpus englischen Lehnguts, das Hinweise auf Zusammenhänge zwischen dem Gebrauch von Anglizismen im Deutschen und außersprachlichen zeitgeschichtlichen Ereignissen der letzten 70 Jahre gibt. Untersuchungs-gegenstand sind jährlich je vier Exemplare der „Zeit“ (insgesamt 280 Exemplare von 1946-2016). Der Fokus der qualitativen Analyse liegt auf der Semantik und diachronen Entwicklung englischen Lehnguts in deutschen Texten. Deutsche Flexion, Wortbildung und Graphostilistik können dabei Aufschluss über die Integration von Lehngut im Deutschen geben. Das Lexem trainieren zum Beispiel ist phonetisch und morphologisch an das Deutsche angepasst und hochfrequent im Sprachgebrauch, während „displaced persons“ (Begriff der alliierten Kräfte in Deutschland für eine kriegsbedingt nicht in der Heimat befindliche Zivilperson) in der Ausgabe 26/1946 dreimal genannt wird und anschließend nicht mehr erscheint. Den Prozess von Integration und Exklusion einzelner Anglizismen erklärt die Dissertation mit Hilfe der Invisible-Hand-Theorie. Die weitreichende diachrone Betrachtung liefert potentiell Muster für Korrelationen von Zeitgeschichte und Sprachentwicklung und somit Anhaltspunkte für qualitative und quantitative Tendenzen in der Zukunft.
Tamara Schwarz (germanistische Linguistik, LMU München)
Wähleransprache im Wahlkampf. Vergleich der Social Media Nutzung und Kommunikation der Kanzlerkandidaten im Bundestagswahlkampf 2017 (AT)
Was entscheidet über Sieg und Niederlage in der Politik? Und in wie weit nimmt die individuelle Sprache eines Politikers Einfluss auf seinen Erfolg? Wie gelingt es, im Wahlkampf Wähler anzusprechen und welche Kommunikationsstrategien tragen dazu bei? Wie werden die sozialen Medien hierfür genutzt?
Am Beispiel des Wahlkampfs zur deutschen Bundestagswahl 2017 soll auf linguistischer Ebene untersucht werden, wie politische Akteure Sprache nutzen, um potentielle Wähler zu erreichen und wie sie hierfür insbesondere auf den noch recht jungen Kommunikationskanal Social Media zurückgreifen. Dazu wurden stellvertretend die Kanzlerkandidaten der Parteien SPD, FDP und AfD ausgewählt und ein umfassendes Korpus, bestehend aus deren jeweiliger Kommunikation auf den Kanälen Facebook und Twitter, gebildet. Der Untersuchungszeitraum konzentriert sich auf die sogenannte heiße Phase des Wahlkampfs von 7. Juli bis 24. September 2017.
Bei der Analyse des Korpusmaterials gilt es nicht nur, das generelle Ausmaß der Verwendung von Social Media zu untersuchen, sondern auch das für die jeweiligen Kanzlerkandidaten typische Kommunikations- beziehungsweise Sprachverhalten zu klären und den Grad der Professionalisierung bei der Social-Media-Kommunikation zu ermitteln. Zudem sollen Rückschlüsse vom kommunikativen Verhalten der jeweiligen Kandidaten auf das Ergebnis der Wahl getroffen und Vergleiche zwischen den Parteien gezogen werden. Dazu wird der Schwerpunkt der Analyse auf dem individuellen kommunikativen Rollenverhalten sowie sprachlichen Mitteln der Wähleransprache und -gewinnung wie beispielsweise der Einsatz von Emotionalität, aber auch Mittel der Persuasion beziehungsweise Manipulation liegen.
Miriam Kretschmann (Deutsche Sprachwissenschaft, Uni Augsburg)
Morphologische Entwicklungen vom Urgermanischen zu den germanischen Sprachen – Geben die germanischen Sprachen ihre Morphologie auf?
Die urgermanische Sprache wird auf etwa 1000 v.Chr. datiert. Schriftliche Zeugnisse der Sprache gibt es nicht. Die Wortformen und ihre Grammatik wurden aber anhand ihrer Tochtersprachen rekonstruiert. Durch Völkerwanderungen entstanden im Laufe der Zeit verschiedene germanische Stämme mit ihren eigenen Sprachen. Zu den germanischen Sprachen zählen Gotisch, Norwegisch, Isländisch, Färöisch, Dänisch, Schwedisch, Englisch, Niederländisch, Deutsch und Friesisch.
Das Urgermanische weist eine sehr ausgeprägte Morphologie mit vielen verschiedenen Kategorien und Flexionsendungen auf. Auf dem Weg zu den heutigen germanischen Sprachen gab es jedoch einige morphologische Reduzierungen und häufig einen Wechsel von der synthetischen zur analytischen Bildungsweise. Wie weit diese Reduzierungen gehen, ob sie bis heute andauern und eventuell sogar noch weiter gehen, soll in einer sprachvergleichenden, morphologischen Analyse untersucht werden.
Danyue Liang (Deutsche Sprachwissenschaft, Universität Augsburg)
Verblose Direktive im Deutschen
Verblose Direktive mit dem Bildungsschema - Richtungsadverb/ direktionale PP + PPmit (Raus/Aus dem Haus mit dem Koffer) können einerseits nicht als Ellipsen verstanden, andererseits nicht auf wohlgeformte finite Sätze zurückgeführt werden. Die germanistische Linguistik erwähnt sie bisher kaum. In der IDS-Grammatik (Zifonun 1997) fehlen sie. Die Dudengrammatik fasst sie anhand eines einzigen Beispiel (Hinaus mit dir!) als ,,eigenständige satzwertige Ausdrücke" auf (Duden-Grammatik 2006: 894). Die Frage, wie sich die syntaktische Struktur verbloser Direktive sowie deren semantische Interpretation beschreiben lässt, wurde in den bisherigen Forschungsansätzen (Jacobs 2008, Wilder 2008, Müller 2011, Fortmann 2015) ausgehend von verschiedenen Analyserichtungen in den letzten Jahren diskutiert, ohne zu einem Konsens zu führen.
Dieses Promotionsprojekt betrachtet die verblosen Dirketive aus einer neuen Perspektive und möchte verschiedene Fragen beantworten: Wie können solche Ausdrücke analysiert werden - konstruktionsbasiert oder regelbasiert? Wie und woraus lassen sich die geeignete syntaktische Repräsentation, die semantische Bedeutung sowie das kodierte Illokutionspotenzial verbloser Direktive ableiten? Wie entsteht diese sprachliche Struktur? Dazu soll im Rahmen eines Analyseansatzes an der Schnittstelle von Syntax und Semantik eine Beziehung zwischen der Form und der Bedeutung hergestellt werden. Auf die diachrone Entwicklung verbloser Direktive wird ebenfalls eingegangen.
Hümeyra Uzunkaya (Deutsche Sprachwissenschaft, Universität Augsburg)
Sprachliche Vielfalt in der Schule: Ideologien, Einstellungen, Praktiken und deren Diskriminierungspotenzial
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie im deutschen bzw. bayerischen Schulalltag mit sprachlicher Vielfalt (sowohl Dialektvielfalt als auch Mehrsprachigkeit) umgegangen wird und ob dieser Umgang das Potenzial sprachlicher Diskriminierung birgt. Da eine groß angelegte Unterrichtsbeobachtung, die den Anspruch einer gewissen Repräsentativität erheben könnte, im Rahmen dieses Promotionsvorhabens nicht geleistet werden kann, sollen Rückschlüsse auf den tatsächlichen Umgang mit sprachlicher Vielfalt im Schulalltag
(1) über eine nähere Beleuchtung der in Schulbüchern und Lehrplänen vertretenen sprachlichen Ideologien
(2) und mittels der Erhebung der Spracheinstellungen von LerhrerInnen gezogen werden.
Für Ersteres werden die entsprechenden Lehrwerke und -richtlinien einer kritischen Diskursanalyse unterzogen. Studien wie z. B. Maitz/Elspaß 2012 und Maitz 2015 haben bereits gezeigt, dass Dialekte in Schulbüchern vielfach in einem negativen Licht dargestellt werden. Es wird deutlich, dass trotz rechtlicher Vorgaben, die von Pluralismus und einer wertschätzenden Haltung gegenüber sprachlicher Vielfalt geprägt sind, in der Praxis wohl eher ein stark ausgeprägter Standardismus (ebd.) und ein monolingualer Habitus (Gogolin 1994) den Unterricht dominieren.
Zur Erhebung der Spracheinstellungen der LehrerInnen sollen zum einen Matched-Guise- Experimente durchgeführt werden. Zum anderen soll ein in Rubin 1992 und Rubin/Smith 1990 erprobtes experimentelles Design verwendet werden, bei dem ein- und dasselbe sprachliche Material unterschiedlich bewertet wurde, je nachdem was für ein Bild von einem Sprecher/einer Sprecherin den ProbandInnen, während sie die Aufnahme hörten, gezeigt wurde. Ergänzend zu diesen Ergebnissen sollen die LehrerInnen anschließend explizit zu bestimmten Spracheinstellungen und ihrem Umgang mit sprachlicher Vielfalt befragt werden. Eine stichprobenartige Beobachtung einzelner Unterrichtssitzungen kann bei erfolgter Genehmigung auch hinzugenommen werden.
Aline Kodantke (Deutsche Sprachwissenschaft, Uni Augburg)
Studien zur Lautsymbolik (AT)
Lisa Hartley (germanistische Linguistik, LMU München)
Gendered baby talk? Zeigt die Sprache von Eltern prosodische, lexikalische, syntaktische und pragmatische Unterschiede, wenn sie an männliche oder weibliche Säuglinge gerichtet ist? (AT)
Psycholinguist/innen erforschen den Sprachstil von Erwachsenen, wenn sie mit kleinen Kindern und Babys reden, auch bezogen auf mögliche Auswirkungen auf den Spracherwerb. Dieser Sprachstil (Baby Talk, Motherese) ist u.a. durch eine höhere Stimmlage, einfache Grammatik und einen kindgerechten Wortschatz gekennzeichnet. Das Dissertationsprojekt geht der Frage nach, ob Baby Talk einen Faktor bei der Entwicklung unterschiedlicher Geschlechteridentitäten bedeutet. Daher lautet die These: „Die Interaktion zwischen Eltern und Kindern beeinflusst nicht nur den Spracherwerb, sondern auch die persönliche Identitätsentwicklung.“
Die entsprechenden Analysen werden auf Aufnahmen von Gesprächen zwischen Eltern und vorsprachigen Kindern beruhen. Um die Vergleichbarkeit zu sichern, werden Störfaktoren wie soziale Herkunft, Alter und Entwicklungsstadium der Babys kontrolliert. Im Fokus stehen die Unterschiede im Sprachstil der Eltern, wenn sie mit männlichen oder weiblichen Säuglingen sprechen. Verschiedene Aspekte des Baby Talks werden betrachtet wie zum Beispiel Prosodie, Wortschatz, Grammatik sowie pragmatische Faktoren. Dabei werden zunächst prosodische Merkmale wie die Sprechgeschwindigkeit und die Tonhöhe der Stimme der Erwachsenen gemessen. Es folgt eine Analyse sprachlicher Eigenschaften wie die Wortschatzgröße (z.B. Wortlisten) und -diversität (z.B. Type-Token-Ratio), syntaktische Komplexität (Mean Lenght Unit) und Vollständigkeit. Die daran anschließende pragmatische Untersuchung vergleicht den Anteil der verschiedenen Sprechakte (Frage, Versprechung, Bestätigung, Bitte usw.) zwischen den einzelnen Interaktionspaaren. Schließlich wird die Signifikanz des Geschlechts des Babys bei den gefundenen Ergebnissen statistisch geprüft.
Wenn bereits vor dem Einsetzen produktiver Sprache Unterschiede im sprachlichen Input der Mädchen und Jungen festzustellen sind, wirft das die Frage auf, ob dies Faktoren sind, die zu unterschiedlichen Geschlechteridentitätsentwicklungen führen können.
Marie Heinze (Deutsche Sprachwissenschaft, Uni Augburg)
Zugänge zum mentalen Lexikon in unterschiedlichen Schrift- und Sprachtypen auf Basis neuro- und psycholinguistischer Untersuchungen (AT)
Master
Melanie Heißmann (Master of Education, Uni Augsburg)
Namen in der fantastischen Kindeliteratur
Ellina Totoeva (Master ANIS, Uni Augsburg)
Neologismen in deutschen und englischen Zeitungen (AT)
Anastasia Dunaeva (Master of Education, Uni Augsburg)
Fehleranalyse der schriftlichen Sprachprodukte von russischsprachigen Deutschlernenden im Hinblick auf die Verbmoprphologie